Mit Mitte 30, als meine vier Kinder noch klein waren, war ich kurz davor, in einen amtlichen Mama-Burnout zu schlittern. Damals wusste ich weder, dass es das gibt, noch habe ich bemerkt, dass ich mich auf dem besten Weg dorthin begeben hatte.
Doch die Warnzeichen waren da:
Ich habe mich latent unzufrieden gefühlt, war frustriert, grollte mit mir selbst und meinen Mitmenschen. Und in manchen Momenten – wenn mein Mann anderer Meinung war als ich oder die Kinder nicht machen wollten, was ich gesagt hatte (das soll ja in Familien vorkommen) war ich so überfordert, dass ich entweder nur heulen konnte oder rumgeschrien und vor Wut Küchenutensilien in die Ecke gefeuert habe.
Eine wohlmeinende Bekannte machte mir damals einen Termin mit einem Coach und durch das Coaching konnte ich begreifen, was mit mir los war und meine Ausgeglichenheit zurückgewinnen.
Wenn es Dir ähnlich geht, sind hier vier Schritte, die Dich weg vom drohenden Burnout und hin zu mehr Freude und Leichtigkeit führen.
1. Mach einen Kontocheck:
In einem gut laufenden Unternehmen oder auch in deiner Privatkasse gilt: Damit Du was ausgeben kannst, musst Du auch was einnehmen.
Und wenn Du mal den Burnout aus so einer ökonomischen Perspektive betrachtest, ist er eine ganz folgerichtige Reaktionen unseres Organismus auf dauerhafte Minusgeschäfte (das kannst Du z. B. bei Ortwin Meiss, Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout, nachlesen). Wenn Dein System merkt, dass Du ständig Energie, Engagement, Verständnis, Unterstützung rausgibst, aber wenig zurückkommt in Form eines Dankschön oder einer Gegenleistung, dann verhängt es einen Ausgabenstop: Dann fühlst Du dich so ausgebrannt und kraftlos dass Du gar nicht mehr geben kannst. In der Vorstufe bist Du erstmal wegen der ausbleibenden Einnahmen frustriert, wütend und aggressiv fühlst.
Gerade wir Mütter sind anfällig dafür, weil wir oft fürs Geben sozialisiert wurden und uns oft als verantwortlich dafür wahrnehmen, dass es allen anderen gut geht. Hinzu kommt noch, dass wir heute auch versuchen, mehr unter einen Hut zu bringen, als vorherige Generationen. Das sind nicht alles Anforderungen von außen, sondern zu einem großen Teil auch Ansprüche, die wir an uns selbst stellen.
Ich hatte auch große Anspruch an mich selbst, was ich alles hinkriegen sollte und zwar alleine: Wunscherfüller für Kinder und Mann, Haushalt wuppen, im Job dranbleiben als freie Journalistin, die nix delegieren kann, meinen Mann mit seiner Firma unterstützen. Dass ich als Kind gelernt habe, dass ich dafür sorgen kann, dass es allen gutgeht, wenn ich mich schön anpasse und möglichst keinen Ärger mache = keine Gegenleistungen verlange, war eine erstklassige Vorbildung um dauerhaft Minus zu machen.
Wenn du das vermeiden willst, ist es nützlich, die Ausgaben und Einnahmen schon vorsorglich ins Bewusstsein zu holen und regelmäßig Bilanz zu ziehen.
Das kannst Du sogar wie in einer richtigen Einnahmen-Ausgaben-Rechnung auf einem Blatt Papier mit zwei Spalten machen: In die eine kommt was Du leistest, was Du von Dir selbst erwartest. In die andere das, was Dir Energie gib, Wo bekommst Du Anerkennung? Wo tun andere etwas für Dich?
2. Was brauchst Du?
Wenn Du gesehen hast, dass auf der Einnahmenseite was fehlt, kannst Du Dich fragen, was denn passieren müsste, damit mehr reinkommt. Was brauchst Du, damit die Bilanz ausgeglichener ausfällt? Da solltest Du hartnäckig bleiben und immer wieder hinhören und nachforschen. Denn viele von uns haben nie richtig gelernt, unsere Bedürfnisse zu spüren und zuzulassen.
Würde Dir ein Danke guttun? Hast Du mal überlegt, ob Du nächsten Sommer wirklich gerne auf den Campingplatz willst oder lieber etwas anderes?
Ich musste auch etwas üben, um wieder besser zu verstehen, was mir fehlte. An der Anerkennung lag es nicht so sehr, aber ich habe gemerkt, dass ich oft den Wünschen der anderen nachgegeben habe, wenn es zum Beispiel um Freizeitplanung ging, zum Beispiel ja zur Wanderung gesagt, wenn mir eigentlich der Sinn nach einer Radtour stand. Versteh mich nicht falsch: Natürlich schließt man in einer Gruppe auch Kompromisse, und in einer sechsköpfigen Familie gibt es auch oft mindestens vier verschiedene Wünsche, da steckt immer mal jemand zurück und manchmal lerne ich ja auch was, wenn ich mich auf einen Vorschlag einlasse, den ich spontan nicht so attraktiv fand. Es geht nur darum, dass alle – auch ich – ihre Wünsche kundtun können und jeder auch mal zuerst kommt.
Als das Wichtigste für mich stellte sich heraus, Zeit einzuplanen, die mir gehört, in der ich machen kann, was mich interessiert: lesen, Sport machen, eine Freundin treffen.
3. Wie kann Dein Umfeld unterstützen?
Mach Dir klar, dass du nicht alleine für alles verantwortlich bist. Nutze Deine Beziehungen und bitte um Unterstützung. Deine Familie und Freunde möchten auch, dass es Dir gut geht, und wenn Du klar kommunizieren kannst, wie sie helfen können, tun Sie das meist mit Freude und Erleichterung.
Mein Mann und ich haben uns hingesetzt und geguckt, was wir abgeben können. So kam die Entscheidung zustande, dass wir uns stundenweise Hilfe im Haushalt leisten. Und als die Kinder älter wurden, haben wir in der Familie verbindlich festgelegt, wer welche Aufgaben im Haushalt übernimmt.
4. Was kannst Du selbst auf Dein Konto einzahlen?
Wichtig ist, dass Du nicht nur auf die anderen schaust, sondern auch selbst Verantwortung dafür übernimmst, Dein Konto zu füllen. Und denke nicht, dass das selbstsüchtig ist. Du willst ja nicht nur Dein Konto, um alles alleine zu verprassen, sondern um anderen davon abzugeben. Und das kannst Du nur, wenn was da ist. Oder ein anderes Bild: Du kannst Deinen Leuten auch nur Saft aus einem Krug einschenken, den Du voll gemacht hast. Du stärkst nicht nur Dich, sondern Dein ganzes Umfeld, wenn Du gut für Dich sorgst.
Bei mir gehört dazu genug zu schlafen. Gerade als die Kinder klein waren und mich oft nachts geweckt haben, hatte ich massiven Schlafmangel, das macht auch aggressiv. Außerdem habe ich angefangen, wieder regelmäßig zum Yoga zu gehen, weil ich mich danach frisch und aufgetankt fühle. Und ich nehme mir Zeit, Bücher zu lesen, die mich interessieren.
Und nicht zuletzt habe ich gewaltig auf meine Haben-Seite eingezahlt, indem ich mir erlaubt habe, in meine persönliche Entwicklung zu investieren, indem ich mich coachen lasse und schließlich auch selbst die Ausbildung zum Coach gemacht habe.
Klar gibt es auch Tage, an denen mal andere mehr von mir brauchen oder ich das Gefühl hab, ich möchte mich zurücknehmen. Wichtig ist, dass ich das bewusst tue und bewusst wieder für Ausgleich sorge, indem ich meine eigenen Bedürfnisse ernst nehme.
Wenn Du Schritt für Schritt und immer wieder dafür sorgst, dass Du Plus machst, wird sich Dein Organismus beim Blick auf Deinen Kontostand zufrieden und entspannt zurücklehnen.